Luftproblem Kiel Imageschaden droht: Kopf nicht unter den Asphalt stecken

01.02.2019

Zu dem heutigen KN-Artikel „Luft am Theodor-Heuss-Ring schon wieder schlechter“ fragt sich der Vorsitzende der CDU-Ratsfraktion, Ratsherr Stefan Kruber:

Wollte oder konnte Dr. Kämpfer(SPD) das Luftproblem am Theodor-Heuss-Ring nicht schneller angehen?

Zwar empfindet auch die CDU-Ratsfraktion die in der bundesdeutschen Öffentlichkeit beschriebene Stickoxidbelastung der Kieler Luft als wenig differenziert dargestellt (in Kiel handelt es sich um einen 190 m langen Streckenabschnitt, während man in Stuttgart von einem 100 km weiten Straßennetz und in München von 123 km belasteten Straßen spricht).

Dennoch ist der Stadt Kiel das Problem lange bewusst, bereits im Jahr 2011 stellte das MELUND besagte  Messstation an der Nordseite des Theodor-Heuss Rings auf und erhielt im Jahr 2012 den ersten erhöhten Mittelwert von 63 Mikrogramm je Kubikmeter Luft. Der Jahresmittelwert im Jahr 2018 war der zweitniedrigste Wert der letzten 6 Jahre. Ein Mitarbeiter des MELUND führte im Jahr 2017 dazu aus: „Die Belastung in der Luft sei sehr kleinräumig; bereits 20 m weiter liege sie unterhalb der Grenzwerte“.

Deshalb fragt sich die CDU-Ratsfraktion erneut: Diskutieren wir hier in Kiel ernsthaft darüber, eine Stadt, eine ganze Region, wegen ziemlich genau 190 m Luftverschmutzung durch Fahrverbote lahmzulegen? Zumal auch das BVerwG ausschließt, dass es durch Ausgleichsverkehre, die durch streckenbezogene Fahrverbote entstehen, zu Grenzwertüberschreitungen an anderen Streckenabschnitten kommen darf. Und das alles nur, weil der SPD-Oberbürgermeister unserer Stadt lange nicht bereit war, alle – auch die technischen – Maßnahmen zur Luftverschmutzung an dieser Stelle prüfen zu lassen. Viel zu lange schon leidet die betroffene Bevölkerung an diesem kurzen Streckenabschnitt unter den möglichen Auswirkungen. Im Jahr 2017 war Oberbürgermeister Dr. Kämpfer noch davon überzeugt, das Problem müsse allein die Autoindustrie als Verursacher der prekären Lage lösen. Und die von ihm avisierten verkehrlichen Maßnahmen lassen lediglich eine Verschiebung des Problems erwarten. Nur auf Druck des MELUND (denn sogar Dr. Habeck in seiner Funktion als Umweltminister in SH hatte erkannt: „Solange der Bund nicht handele, liege der Handlungsdruck bei den Ländern“) prüft die Stadt Kiel nun endlich auch technische Maßnahmen.

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die aktuelle Nachricht aus München, wo die Stadt auf Geheiß des dortigen Bürgermeisters an markanten Stellen mit sog.
„Passivsammlern“ nachgemessen hat und teilweise andere Ergebnisse als die nah am Straßenrand vom Land aufgestellten Messstationen erhalten hat. Eine Idee, die man auch für Kiel diskutieren könnte.

Es nützt jedenfalls nichts, als Oberbürgermeister den Kopf aus ideologischen Gründen unter den Asphalt zu stecken und zu warten bis andere die Probleme lösen, mahnt Ratsherr Kruber, damit vergeudet man wertvolle Zeit, in der geeignete Maßnahmen längst umgesetzt hätten werden können.

Das gleiche Schicksal droht der allgemeinen Verkehrswende in unserer Stadt, schneidet Ratsherr Kruber ein weiteres Thema an: Während der Oberbürgermeister und seine Kooperation noch immer mit den Planungen einer Stadtbahn beschäftigt sind, fährt in China schon das „Nachfolgemodell“ : Eine schienenungebundene Straßenbahn, die ihren Strom aus Akkus bezieht und direkt auf asphaltiertem Boden fährt. Das ist eine flexible, preiswerte und (mangels Schienenverlegephase) schnelle Lösung, die auch in Kiel zur Verringerung von Verkehrsemissionen zum Einsatz kommen könnte. Eine solche Bahn könnte später leicht ihren Aktionsradius auf die Umlandgemeinden erweitern und so auch Pendlerströme miterfassen, erklärt Ratsherr Kruber abschließend für die CDU-Ratsfraktion.

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