Zielbild Kieler Strände und Bademöglichkeiten

17.09.2020

Die Kieler Strände sind eines der Aushängeschilder unserer Landeshauptstadt. Der Bedarf an Bademöglichkeiten in Kiel steigt zunehmend. Um die Attraktivität Kiels und die Aufenthaltsqualität für Bürger*innen und Tourist*innen zu steigern, beauftragt die Kieler Ratsversammlung die Verwaltung ein gesamtheitliches Entwicklungskonzept für die Kieler Strände und Bademöglichkeiten zu erstellen. Dieses Strandkonzept soll auf Basis einer ausführlichen Nutzer*innenbefragung entwickelt werden.

Ziel soll es sein, die bereits bestehenden Strände und Bademöglichkeiten in Kiel weiterzuentwickeln und, bei Bedarf, weitere Zugänge zur Förde mit Bademöglichkeiten zu identifizieren. Hierbei sind insbesondere folgende Aspekte mittel- bis langfristig zu berücksichtigen und entsprechend der unterschiedlichen Planungshorizonte zu entwickeln:

  • Das Konzept für den Strand Hasselfelde soll weiter vorangetrieben werden. Dabei spricht sich die Selbstverwaltung deutlich dafür aus, dass in Hasselfelde eine offizielle Badestelle eingerichtet wird. Darüber hinaus wird die Verwaltung gebeten, zu prüfen, ob der Strand durch einen Badesteg weiter aufgewertet werden kann.
  • Der geforderte Stadtstrand (Drs. 0677/2018) wird bei der Umgestaltung der Kiellinie berücksichtigt. Hier wären auch Alternativen, wie ein großer Ponton oder Steg mit Bademöglichkeit oder Vergleichbares, denkbar.
  • Es ist zu prüfen, ob weitere niedrigschwellige Zugänge zur Förde mit Bademöglichkeit oder andere Zugänge, wie ein Meerwasserschwimmbecken, geschaffen werden können.

Für alle Strände sollen – sofern möglich und wenn der Bedarf festgestellt wird – folgende Rahmenbedingungen realisiert werden:

  • Gute Erreichbarkeit für alle Verkehrsteilnehmer*innen
  • Sportangebote an Land und zu Wasser (z.B. Outdoorsportgeräte, Beachvolleyballfelder, SUP- und Bootsvermietung, Plattformen für Yogakurse)
  • Spielmöglichkeiten für Familien
  • Grillplätze
  • Abwechslungsreiche Gastronomieangebote. Hierbei ist auf Regelungen hinzuwirken, um die Ausgabe von Plastikverpackungen zu vermeiden.
  • Toiletten und Umkleidekabinen
  • Trinkwasserspender
  • Kaltwasserduschen
  • Mitnehm-Aschenbecher (Als Vorbild könnten die Leihaschenbecherstation am Falckensteiner Strand oder die Hosentaschenaschenbecher aus Warnemünde dienen.)
  • Vogel- und wildsicherer Mülleimer und Behälter zur Entsorgung von Grillkohle

Die Ergebnisse von Prüfaufträgen zu einzelnen Stränden (z.B. für den Falckensteiner Strand, Drs. 0935/2019 und 0427/2020) sollen integriert werden. Ebenso sind die Anforderungen von Umweltschutz und Barrierefreiheit zu berücksichtigen.

Fördermöglichkeiten für die Umsetzung der jeweiligen Maßnahmen sollen geprüft werden.

Weiter soll das Strandkonzept eine Marketingstrategie enthalten, um die Bademöglichkeiten sowohl für Kieler*innen als auch für Tourist*innen noch sichtbarer zu machen.

Die jeweiligen Ortsbeiräte sind bei der Konzepterstellung und -umsetzung einzubeziehen.

Erste Zwischenergebnisse sind der Ratsversammlung regelmäßig vorzulegen, die am Ende im Strandkonzept zusammengeführt werden sollen.

Link zum Ratsinformationssystem

 

Begründung:

Kiel hat in Sachen Schwimmen als einzige deutsche Landeshauptstadt am Meer viel zu bieten. Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass die Stadt auf einem guten Weg ist, die Nähe zum Wasser auszubauen und das bestehende Angebot stetig zu optimieren und auszubauen. Die positiven Entwicklungen der vergangenen Jahre zeigen sich an verschiedenen Stellen:

Das Hörnbad wurde 2018 eröffnet und wird seitdem deutlich häufiger genutzt als vermutet. Schulen können ebenso wie Vereine deutlich mehr Angebote machen. Außerdem wurden in den vergangenen Jahren mit dem Eiderbad und Katzheide zwei Freibäder modernisiert und für die Zukunft auf sichere Beine gestellt. Darüber hinaus hat die Verwaltung eine neue Badestelle an der Reventlouwiese in Zusammenarbeit mit Kiel Marketing und dem Camp 24/7 geschaffen. Auch die Badeanstalten Holtenau und Düsternbrook wurden gesichert und erfreuen sich großer Beliebtheit. Und zusätzlich gibt es mit den Stränden in Falckenstein und Schilksee zwei funktionierende Badestellen.

Dies zeigt bereits, wie groß und vielfältig das Angebot in Kiel ist. Das bestehende Angebot bietet jedoch noch viel Potential für touristische oder sportliche Angebote. Durch ein umfangreiches Konzept können unterschiedliche Strände und Bademöglichkeiten mit verschiedenen Schwerpunkten versehen werden und somit für jede Zielgruppe eine Anlaufstelle bieten. Um einen entsprechenden Bedarf ableiten zu können, sollten die Nutzer*innen befragt und die Ergebnisse als Grundlage für zukünftige Maßnahmen zur Attraktivierung der Bademöglichkeiten genutzt werden.

Diese Entwicklung gilt es aber auch aus ökologischer Sicht zu steuern. Denn die Kieler Strände sind nicht nur begehrter Naherholungsraum, sondern auch schützenwerte und schutzbedürftige Biotope. Das Steilufer in Schilksee beherbergt die einzige Uferschwalbenkolonie auf dem Stadtgebiet und im Umfeld der Strände im Norden leben fast 80 Wildbienenarten. Die Müllmenge, die beim jährlichen Coastal Cleanup Day gesammelt liefert ebenso Hinweise auf die Gefährdung wie und tausende weggeworfener Zigarettenkippen. Giftige und krebserregende Stoffe in den Filtern belasten Wasser und Boden, gefährden Menschen, Tiere und Pflanzenwelt.

Aber Kiel sollte nicht nur die Potentiale nutzen, um die bestehenden Badestellen attraktiver zu gestalten, sondern muss zusätzlich neue Angebote schaffen. Insbesondere der Strand Hasselfelde (Drs. 0369/2019) bietet eine große Chance, damit es auch auf dem Ostufer eine Badestelle gibt. Mit einem möglichen Steg, Sanitäranlagen und einem Parkkonzept kann dieser Strand auf der „Sonnenseite“ Kiels von einem Geheimtipp zu einem attraktiven Strand mit Vorbildcharakter werden.

Die Sommermonate zeigen, dass der Bedarf nach einer innerstädtischen Bademöglichkeit mit dem Steg am Camp 24/7 bei weitem nicht abgedeckt werden kann. Ein Stadtstrand ist im Hörnbereich auf Grund der Wasserqualität und aus ökologischen Gründen ausgeschlossen. Dieser könnte aber auch an anderer Stelle eine Bereicherung darstellen. Insbesondere an der nördlichen Kiellinie könnte ein Strand den offensichtlichen Bedarf decken. Sollte das Aufschütten eines Strands nicht möglich sein, sollen Alternativen wie ein mit Sand aufgeschütteter Ponton oder ähnliche Konstrukte Berücksichtigung finden.

Alle diese Aspekte zeigen ganz deutlich, dass die Stadt Kiel ein Zielbild für Kieler Strände und Bademöglichkeiten entwickeln muss. Einerseits, um die bestehenden Angebote zu erhalten und attraktiver gestalten zu können, und andererseits, um weitere moderne Bademöglichkeiten zu schaffen. Außerdem bietet dies die Möglichkeit, eine Marketingstrategie zu entwickeln, die individuell auf die Vorteile der jeweiligen Bademöglichkeiten eingeht.