Nicht viel mit Statistik beschäftigt

14.01.2022

Zur städtischen Pressemitteilung „So viele Kieler Beschäftigte wie lange nicht mehr“ äußert sich der stellv. Vorsitzende und sozialpolitische Sprecher der CDU-Ratsfraktion, Ratsherr Jan Wohlfarth, wie folgt:

„Nicht viel mit Statistik beschäftigt“ hat sich Oberbürgermeister Dr. Kämpfer (SPD) in jedem Fall. Was nach seiner Interpretation „voll positiver Dynamik“ steckt, entpuppt sich bei näherem Hinsehen bestenfalls als wirtschaftspolitischer Stillstand.

Denn wenn die Arbeitslosenzahlen im November 2021 im Vergleich zum Vorjahresmonat (2020) um 15,5% zurückgegangen sind, im Jahr davor aber im Vergleich zum Vorjahresmonat (2019) um 16,9% gestiegen waren, ergibt insgesamt zum Jahresende 2021 ungefähr nur eine „Nullnummer“.

Noch schlimmer sieht es aus, wenn man sich die laut SPD-Oberbürgermeister Kämpfer „vielen starken Branchen und erfolgreichen Unternehmen“ anschaut, die nach seinen Worten die Wirtschaft in Kiel so „widerstandsfähig“ machen, was sich seiner Meinung nach auch in der Arbeitslosenquote widerspiegelt.

Hier fällt nämlich auf, dass es die zum großen Teil mit Steuergeldern und öffentlichen Mitteln finanzierten Branchen sind, in denen es „die stärksten Zugewinne bei den Beschäftigten“ gab: „im Bereich Öffentliche Verwaltung, Verteidigung und Sozialversicherung (9,2 Prozent), im Gesundheitswesen (5,4 Prozent) und im Bereich Erziehung und Unterricht (9,1 Prozent).  Diese Steigerungen sind zwar erfreulich.
Aber gleichzeitig sind in anderen wirtschaftlich agierenden Branchen und den „beschäftigungsstärksten Wirtschaftsgruppen“ wie dem „Bereich Kfz und im Verarbeitenden Gewerbe“ (die u.a. auch für Gewerbesteuereinnahmen sorgen) die Beschäftigungen nur „stabil auf Vorjahresniveau“ geblieben oder sogar stark zurückgegangen (bei den „Sonstigen Dienstleistungen (minus 12,0 Prozent) und im Gastgewerbe (minus 8,1 Prozent)“).

Die vom Kieler SPD-Oberbürgermeister, der nebenbei auch Wirtschaftsdezernent dieser schönen Stadt ist, herangezogenen Statistiken sprechen also eine andere, als von ihm dargestellte, aber dennoch deutliche Sprache: In Kiel ist die Wirtschaft eher rückläufig, mehr Arbeitsplätze werden momentan größtenteils von öffentlichen Geldern geschaffen.

Kiel braucht dringend mehr Engagement für die Wirtschaft, z.B. mehr Gewerbegrundstücke und schnellere Bauverfahren, mehr Perspektiven für die Innenstadt, ein klares Verkehrs- und ÖPNV-Konzept. Nur so wird man auf Dauer den gesamtwirtschaftlichen Erfolg dieser Stadt sichern können.