
Zu aktuellen verkehrspolitischen Diskussionen erklärt die 1. stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU-Ratsfraktion, Ratsfrau Antonia Grage:
Die Kieler Mobilitätspolitik ist eines der zentralen Themen, das die Kieler Stadtgesellschaft zurecht intensiv bewegt. Thema Nr. 1 ist die geplante Stadtbahn. Als CDU-Ratsfraktion nehmen wir in der Diskussion um die Finanzier- und Realisierbarkeit der Stadtbahn eine zunehmend kritischere Meinung bei den Kielerinnen und Kielern wahr. Und unsere Position ist insbesondere im Hinblick auf die exorbitanten Kosten klar: Wir wollen einen zukunftsfähigen ÖPNV, der alle Kieler Stadtteile – auch nördlich des NOK und im Kieler Süden – gleichermaßen erreicht, der flexibel auf Nachfrage oder neue Gegebenheiten reagieren kann, und der nicht erst in einem Jahrzehnt die Nachfrage von heute bedienen kann. All dies erfüllt die geplante Stadtbahn nicht.
Der Oberbürgermeisterkandidat Gerrit Derkowski hat auf seinem Mobilitätskongress am 6. September 2025 sein Angebot „KiMotion“ für einen zukunftsfähigen ÖPNV in Kiel vorgestellt. Sein Angebot kommt ohne die geplante Stadtbahn aus und setzt auf eine stärkere Nutzung der Förde als Verkehrsraum, auf mehr Expressbuslinien, die Einbindung des Kieler Umlands durch S-Bahn-Linien und Sharing- sowie OnDemand-Angebote.
Vier Tage vor dem Kongress hat die Pressestelle der Landeshauptstadt Kiel auf ihren Accounts in den Sozialen Medien einen „Faktencheck Stadtbahn“ veröffentlicht, inklusive Erklärungen zur Fördeschifffahrt und zur S-Bahn Kiel. Offenbar sah sich die Rathausführung in Gestalt von SPD-Oberbürgermeister Ulf Kämpfer und der grünen Dezernentin für Mobilität Alke Voss zur Werbetrommel – man könnte es auch Einmischung in den Wahlkampf nennen - gezwungen. Auch weil im Rathaus zunehmend Zweifel an der Stadtbahn spürbar werden – offenbar nicht nur von außen, sondern auch innerhalb der Verwaltung: Angesichts explodierender Kosten und eines desolaten Haushalts ist das Projekt schlicht nicht finanzierbar. Das ist auch dem Stadtkämmerer Christian Zierau nicht verborgen geblieben. Für die kommende Ratsversammlung bringt die Verwaltung nun eine Vorlage zu „Finanzierungsmodellen für die Umsetzung des Stadtbahnprojektes“ ein. Das ist natürlich eindeutig im Kontext zum nicht ausgeglichenen Haushalt zu sehen, der ursprünglich für 2028 angepeilt war. Auch für 2029 wird kein ausgeglichener Haushalt erreicht. Die jüngst eingebrachten Haushaltszahlen weisen für 2028 und 2029 ein Defizit von 80 Mio. bzw. ca. 66 Mio. Euro statt 0 auf. Ein ausgeglichener Haushalt und damit eine finanzpolitische Bedingung für die Realisierung der Stadtbahn sieht anders aus.
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