Geschlechtergerechte Sprache...

05.06.2020

...führt nicht automatisch zu Geschlechtergerechtigkeit

Kiel führt ab 01. Juli 2020 die geschlechtergerechte Amtssprache ein. Dazu äußert sich die gleichstellungspolitische Sprecherin der CDU-Ratsfraktion, Ratsfrau Yasmina Naumann, wie folgt:

Nach wie vor ist die CDU-Ratsfraktion der Meinung, dass man mit der Einführung eines Punktes oder eines Sternchens inmitten von Worten keine Geschlechtergerechtigkeit im Alltag herstellen kann. Daran ändert auch die Ausgabe von 50.000 Euro für die Erstellung entsprechender Konzepte für städtische Briefköpfe, mails, etc. nichts. Zumal das Bundesverfassungsgericht in seinem Urteil vom 10.1.02017 lediglich die Wahlmöglichkeit zwischen dem Verzicht auf personenstandsrechtliche Geschlechtseintragung und auf personenstandsrechtlicher Eintrag beliebiger Identitätsmerkmale vorgeschrieben hat. Mit dem Genus, dem grammatischen Geschlecht, hat sich das Bundesverfassungsgericht gar nicht befasst. Insofern ist aus keinerlei Urteil eine geänderte Verwaltungssprachregelung im Verwaltungsverfahrensgesetz abzuleiten.
Die momentan in Deutschland geltenden Rechtschreibregeln sollten insoweit eingehalten werden und dabei selbstverständlich z.B. Stellenausschreibungen und andere Texte gemäß den deutschen allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzen geschlechtsneutral verfasst sein.

Allein eine Veränderung im Sprachsystem bewirkt nicht unbedingt eine Gleichberechtigung der Geschlechter ohne parallel gesellschaftliche Änderungen vorzunehmen. So stellt dieses viel diskutierte Thema eher einen gesellschaftlichen Diskussionsgegenstand als ein sprachlichen dar. Dennoch liefert es durch die Kritik an der Sprache einen möglichen Weg, um auf die sozialpolitischen Probleme in Bezug auf die Gleichberechtigung von Frauen und weiteren Geschlechtern aufmerksam zu machen.

Ob das Sprachsystem einen guten Ansatz für die Diskussion bringt, bleibt weiterhin fraglich.

Basierend auf der Trennung zwischen Genus und Sexus, muss eine Trennung des gesellschaftlichen Systems von der wirklichen Sprachverwendung vorgenommen werden.

„Nur wenn die Situation der Männer gleichzeitig mit geändert wird, ist eine gerechte Lösung für Frauen möglich“ (Luise Pusch).

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