Umbenennung des Hindenburgufers

17.01.2014

Zur Umbenennung des Hindenburgufers erklärt Ratsherr Robert Vollborn:Die CDU-Ratsfraktion hält den Beschluss zur Umbenennung des Hindenburgufers für politisch inkonsequent und historisch falsch. Das Signal, aus Sicht der Gegenwart im Handeln von Paul von Hindenburg vor mehr als 80 Jahren jetzt Fehler zu erkennen, hätte auch ohne eine Umbenennung gegeben werden können.

Straßennamen gehören zu unserer Geschichte, aus der wir Lehren ziehen wollen für die Gegenwart und Zukunft – und zwar unvoreingenommen. Bevormundung durch die gerade aktuellen Maßstäbe „politischer Korrektheit“ braucht hier niemand. Nichts anderes ist es aber, wenn die Rathaus-Kooperation beantragt, die alten Straßenschilder durchgestrichen hängen zu lassen. Soll dann eine andere Mehrheit den Namen des Kommunisten Ernst Busch durchstreichen lassen, nach dem 2012 ein Platz benannt wurde? Jede neue Zeit hätte dann nichts anderes zu tun, als nach sich ändernden Maßstäben immer wieder um- oder rückzubenennen. Kiel hat wahrlich andere Probleme.

Die Schuld am Untergang Deutschlands lag bei den damaligen Parteien und ihrer Unfähigkeit zur Zusammenarbeit und zu einer breiten Koalition gegen Extremisten. Die Bewertung Paul von Hindenburgs als Verantwortlichem für all das Schreckliche, was die nationalsozialistische Diktatur über Deutschland, Europa und die Welt gebracht hat, ist deshalb falsch. Und es fehlt an Aufrichtigkeit, wenn sich die Rathaus-Kooperation Kritik anmaßt auf der Grundlage von 80 Jahren geschichtswissenschaftlicher Forschung, die Paul von Hindenburg als Deutschlands erstem frei gewähltem Staatsoberhaupt fehlte.

Unpassend ist auch der Zeitpunkt des Umbenennungsantrags. Eine breite Mehrheit im Rathaus befürwortet die Machbarkeitsprüfung eines Stadtstrandes ebendort am Hindenburgufer, das früher Strandweg hieß. Wir hätten also zumindest den laufenden Verwaltungsvorgang abwarten sollen, um uns die Möglichkeit zu erhalten, den historischen Namen wieder mit Leben zu erfüllen. Jetzt ist wirklich der „falscheste“ Zeitpunkt für eine Umbenennung.