Eine Gebäudebrache kommt ins Gespräch

04.03.2015

Eine Gebäudebrache kommt ins Gespräch - Kieler Innenstadtentwicklung gleicht Gerüchteküche

Dass sich das Interesse von Investoren auf ein durch mehrjährige Leerstände geprägtes Kieler Innenstadtquartier richtet, bewertet der stellvertretende Vorsitzende und baupolitische Sprecher der CDU-Ratsfraktion, Ratsherr Wolfgang Homeyer, als weder überraschend noch vielsagend, sondern als Tagesgeschäft agiler Projektentwickler.
Allerdings sind die in den „Kieler Nachrichten“ vom 04. März 2015 aufgeführten Aussagen zu möglicherweise geplanten Nutzungsoptionen einer Neubebauung des C&A-Quartiers zwischen Bootshafen und Hafenstraße zumindest teilweise fragwürdig. Diese sind zwar noch nicht bestätigt, rufen aber bereits jetzt nach einer frühzeitigen Auseinandersetzung.

Als selbstverständlich vorausgesetzt werden muss in Bezug auf eine attraktive Innenstadtgestaltung ein sich zukünftig architektonisch herausragend präsentierendes Erscheinungsbild der Neubebauung. Besonderes Augenmerk muss in diesem Zusammenhang der Fassadengestaltung zum Bootshafen zuteil werden. Eintönige Allerweltsarchitektur wäre an dieser städtebaulich markanten Stelle als Sargnagel von Bemühungen zur dringend notwendigen Attraktivierung der Innenstadtrandlage zu sehen. Sinnvoll erscheint eine von den potentiellen Investoren initiierte Auslobung eines Wettbewerbsverfahrens zur Findung einer quartiersprägenden Neubebauung. Diese könnte eine Vorbildfunktion bislang in Kiel unbekannter Strahlkraft auf das gesamte Karree entwickeln.

Die im KN-Artikel aufgelisteten Nutzungsoptionen für die Gebäude an der Andreas-Gayk-Straße und am Bootshafen bilden aus Sicht der CDU-Ratsfraktion einen nur bedingt geeigneten Lösungsansatz zur Belebung der Innenstadt. Sicher scheint, dass weder eine Wohnnutzung in der durch Fahrzeuglärm hochbelasteten Erschließungsstraße, noch ein Bording-House am Bootshafen geeignete Antworten auf die Problemstellung fehlenden Stadtlebens bilden. Wohnnutzungen unterschiedlicher Ausprägung könnten in der Hafenstraße geeignete Areale zugewiesen werden.

Insbesondere der südwestlichen Bootshafenseite muss Flair eingehaucht werden. Neben einem Hotel könnte sich ein durch vielfältige Angebote hochfrequentiertes Gebäude mit gesamtkultureller Ausrichtung als Besuchermagnet erweisen und so zur ganztägigen Belebung des Areals beitragen. Unverzichtbar erscheint zudem ein als „Kiel Mall“ gestalteter Gebäudekomplex mit einem breitgefächerten Einzelhandelsangebot namhafter Anbieter mit hochwertiger Produktpalette.

Der zukünftige Ersatzbau für das Woolworth-Gebäude übernimmt nach Überzeugung Homeyers eine wichtige Spangenfunktion zwischen Holstenstraße und Bootshafen-Quartier und muss daher mit einer besonderen Architektursprache überzeugen. Dass die im Beirat für Stadtgestaltung offenbar vorgestellten Bebauungsentwürfe nicht überzeugten, lässt die Alarmglocken schrillen! Das Dezernat für Stadtentwicklung und Umwelt ist aufgefordert, eine von den Investoren getragene Gebäudesprache mit Leitbildfunktion einzufordern.

Um der städtebaulichen Gerüchteküche Einhalt zu gebieten, muss durch die Verwaltung eine frühestmögliche Information der Öffentlichkeit erfolgen.